Heinrich Haller
Wilderei im rätischen Dreiländereck"

Grenzüberschreitende Recherchen mit einer Spurensuche bis nach Tibet


Haupt-Verlag, Bern 2016, 304 Seiten, viele Bilder, Karten, Grafiken, € 39.00

 

Der Autor Heinrich Haller ist Direktor des Schweizer Nationalparks in Graubünden und hat mit dem vorliegenden Buch ein Zeitdokument zur Wilderei im Dreiländereck Schweiz, Italien und Österreich geschrieben. Seit 15 Jahren befasst er sich intensiv und wissenschaftlich mit der Materie und hat eine Fülle an Daten gesammelt.

Zuerst war ich etwas verblüfft über Wilderei in Graubünden zu lesen, da Frau und Mann problemlos und kostengünstig eine Lizenz zur Jagd lösen können und daher Wilderei eigentlich unsinnig ist. Bei der näheren Lektüre stellte ich dann aber fest, dass es gerade die Landesgrenzen sind, die zu einem Raubzug jenseits der Grenze verlocken. Der Autor hat alle bekannten Wildererfälle akribisch notiert und detailliert beschrieben. Dabei geht er auch auf die sozialen Hintergründe der Wilderei ein, die vom Hunger bis zum teuren Trophäenverkauf reichen.

Interessant fand ich auch die vielen Landkarten mit den genau eingetragenen Orten der einzelnen Vorfälle, die deutlich die Schwerpunkte erkennen lassen. Die Fülle der Informationen zeigen Jagd aus ein ganz anderen, ungewohnten Perspektive auf.

Hoch interessant ist auch sein Bogen  nach Tibet. Im Jahr 2005 gelang der Zollfahndung Samedan ein Schlag gegen den illegalen Handel mit Shahtoosh-Schals in St. Moritz, als Hochburg des Luxus. Shahtoosh  ist die Wolle der Tibet-Antilope (Tschiru) und gilt als die feinste Wolle aller Huftiere. Die Schals sind extreme Luxusgüter und können bis zu CHF 26.000.-- pro  Schal kosten, aber ein Schal kostet auch drei Tschiru das Leben. Die Schweizer Behörden sind energisch gegen die Schmuggler  vorgegangen und die Gerichte haben hohe Strafen verhängt, seither ist der verbotene Handel mit diesen Schals in der Schweiz zurück gegangen.
Um ein eigenes Bild der Hintergründe des Shahtoosh-Handels zu erhalten, hat der Autor zwischen 2006 und 2012 sechs Reisen in das Hochland von Tibet und den Himalaja gemacht. Daraus ist im Buch ein lebendiges Bild der sozialen Hintergründe des Schmuggels mit der Wolle der Tibet-Antilope und des aktuellen Zustandes der Population entstanden.
In den letzten 10 Jahren haben internationale Vereinbarungen, sowie deren konsequentere Umsetzung, sowohl in Tibet wie in den Käuferländern eine langsame Zunahme des Bestandes der Tschiru bewirkt.

(Wer sich für das Thema Tibet-Antilope interessiert, dem empfehle ich das Buch von George B. Schaller „Tibet's Hidden Wilderness“ - Wildlife and Nomads of the Chang Tang Reserve- (englisch) und die DVD „Kekexili – Mountaln Patrol“ (deutsch) eines chinesischen Regisseurs über die Wilderei in Tibet.)

Heinrich Haller legt hier ein gut recherchiertes Fachbuch mit vielen Fakten vor, die man langsam verdauen muss. Es ist aber sehr gut und spannend geschrieben, daher klappt es mit der Verdauung gut. Wer sich für die heutige Wilderei und ihrer Hintergründe interessiert, kann ich das Buch sehr empfehlen.

 

Jürgen Rosemund

 

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