Am 9.11.2016 feierte der „Ökologische Jagdverein Brandenburg e.V.“ (ÖJV) im Haus der Natur in Potsdam sein 25-jähriges Bestehen. Der Einladung des Vorsitzenden Mathias Graf v. Schwerin folgten neben zahlreichen Vereinsmitgliedern hochkarätige Gäste für Grußworte, Vorträge und eine Podiumsdiskussion. Auch die Vorsitzende des ÖJV, Elisabeth Emmert, war zu der Jubiläumsveranstaltung angereist.
Die Staatssekretärin des Ministeriums der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Anne Quart, richtete ein Grußwort an die Festversammlung. Sie stellte dabei u.a. die
Verantwortung der Jäger als Lieferanten des hochwertigen Lebensmittels Wildbret für den Verbraucherschutz heraus und wies kenntnisreich auf die drohende Gefahr der Afrikanischen Schweinepest hin.
Sie fand anerkennende Worte für den ÖJV Brandenburg und wünschte dem Verein alles Gute für die Zukunft. Bemerkenswert war, dass Frau Quart es sich trotz familiärer Verpflichtungen nicht nehmen
ließ, der Festveranstaltung bis fast zum Schluss beizuwohnen und damit ihre Wertschätzung für den ÖJV Brandenburg zum Ausdruck zu bringen.
Es folgte ein Festvortrag von Ulrich Wotschikowsky zum Thema „Wildtiere in Deutschland – ihre Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und in Zukunft“. In seiner bekannt liebenswürdigen Art stellte
der Festredner u.a. heraus, dass es in Deutschland seit Menschengedenken noch nie so viel Schalenwild gab wie heute. Seiner Meinung nach trägt die Forschung im Bereich der Jagdkunde und
Wildbiologie zumeist den Charakter einer Pseudowissenschaft, welche die wirklich wichtigen Fragestellungen gar nicht bearbeitet. So taugen vor allem die zahlreichen Telemetrieprojekte wenig
(„Wo-sanns-denn-die-Hirsche“). Beim Rotwild wird zumeist nur nach schwarz und weiß unterschieden: entweder man fordert vehement das Rotwild in der Landschaft und überhegt es dann zahlenmäßig,
oder man fordert den Totalabschuss. Der Wolf kann diese völlig überhöhten Wildtierbestände nicht wirksam regulieren. Wotschikowsky regte an, die Kirrung gänzlich zu verbieten. Angesichts einer
Anbaufläche von rd. 2,6 Mio. ha Mais und rd. 1,0 Mio. ha Raps in Deutschland bedeutete das: Wasser auf die Mühlen des ÖJV. Für Erheiterung sorgte Wotschikowsky mit seiner Aussage, dass
Jagdbehörden weitgehend nutzlos seien und eigentlich abgeschafft werden könnten.
Anschließend referierte Professor Dr. Thorsten Beimgraben von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg sehr erfrischend über „Erkenntnisbasierte Jagdrechtsreformen am Beispiel des Jagd- und
Wildtiermanagementgesetzes von Baden-Württemberg“. Der Redner erörterte die Entstehungsgeschichte des Gesetzes und die wichtigsten Inhalte. Das Gesetz ist im Vergleich zum brandenburgischen
Landesrecht sehr waldbesitzerfreundlich. So wurde u.a. die Stellung der Grundeigentümer gegenüber den Jagdausübungsberechtigten deutlich gestärkt und die Mindestpachtzeit abgekürzt. Aufhorchen
ließ die Zuhörer vor allem die Regelung, dass die Jagdnachbarn dreimal jährlich das Überjagen von Hunden im Rahmen von Bewegungsjagden zu tolerieren haben, sofern es rechtzeitig angezeigt wird.
Eine solche Regelung ist im Land Brandenburg überfällig (Vortragsfolien weiter unten).
Schließlich moderierte der Journalist und Autor Eckhard Fuhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Herausforderungen an die Jagd in Brandenburg im 21. Jahrhundert“. Teilnehmer waren: Mathias Graf v.
Schwerin (Vorsitzender ÖJV Brandenburg e.V.), Ulrich Hardt (Leiter oberste Jagdbehörde), Gregor Beyer (Geschäftsführer Forum Natur Brandenburg), Dr. Dirk Henner Wellershoff (Präsident
Landesjagdverband Brandenburg e.V.), Friedhelm Schmitz-Jersch (Vorsitzender NABU Brandenburg e.V.) und Jörg Andreas Krüger (Leiter Fachbereich Biodiversität beim WWF Deutschland). Die Diskussion
war von einem fairen Umgang geprägt.
Der Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg freute sich sichtlich, in der „Höhle des Löwen ÖJV“ auftreten zu können. Dieser Mut fand durchaus Anerkennung, zumal Dr. Wellershoff
Kompromissbereitschaft seines Verbandes beim Thema Überjagen von Stöberhunden signalisierte. Ob dieser Ankündigung Taten folgen, bleibt abzuwarten. Schmitz-Jersch stellte heraus, dass der NABU
die Ziele des ÖJV unterstützt. Seine etwas unglückliche Formulierung, dass sich der NABU strukturreiche Wälder ohne Förster wünsche, wurde von den Zuhörern vereinzelt mit Unmutsäußerungen, meist
aber mit Humor quittiert. Beyer hob hervor, dass es im Land einen breiten Konsens darüber gibt, dass die Jagd auch künftig notwendig ist. Hardt stellte klar, dass die Landesregierung die Themen
Jagdzeitenverlängerung für Rehböcke und Überjagen von Hunden ernsthaft angehen will. Graf Schwerin betonte, dass trotz deutlich unterschiedlicher Meinungen zu einigen jagdlichen Themen doch
Konsensbereiche zwischen dem Landesjagdverband Brandenburg und dem ÖJV Brandenburg erkennbar wären, und dass auf diesen Feldern die Zusammenarbeit gesucht und verstärkt werden solle, um die
Bedeutung der Jagd für den ländlichen Raum auch in jagdferne Kreise der Gesellschaft zu transportieren. Bei so viel Harmonie kann es aus Sicht der Zuhörer ja nur besser werden. Wir werden sehen.
Ungeplant gab schließlich der Gründer des ÖJV Brandenburg Prof. Grottker einen Redebeitrag ab. Er verwies darauf, dass aus einem kleinen Häuflein von ÖJV-Gründungsenthusiasten im Jahr 1991 der Verein nunmehr eine stattliche Zahl von Mitgliedern aufweist und zunehmend Einfluss in Politik und Öffentlichkeit hat.
Die Festveranstaltung klang mit einem rustikalen Buffet aus.
Na dann: Auf weitere 25 Jahre.
Aktuelle Pressemitteilung - 1. September 2016
Nicht der Wolf ist Verursacher von Wildschäden - es sind die überhöhten Schalenwildbestände. LJVB verwechselt Ursache und Wirkung.
Pressemitteilung lesen
Neuigkeiten zum Umgang mit Halbautomaten:
Am 10. November 2016 trat die Änderung des Bundesjagdgesetztes in Kraft. Mit dieser wurde die ursprüngliche Rechtssicherheit für Jagende mit Halbautomaten wieder hergestellt.
Dienstag, 27.09.2016 | Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - Antenne-Stammtisch "Wie viel Jagd braucht Brandenburg?"
Der letzte Antenne-Stammtisch beschäftigte sich mit der Frage "Wird’s im Wald zu (W)ild? – Wie viel Jagd braucht Brandenburg?" Noch können Sie die Sendung hier auf der Website im Livestream unter www.antennebrandenburg.de anschauen.
Freitag, 01.04.2016 - Schloss Liebenberg
Erstes ÖJV-Leistungsschießen in der Schießanlage Schloss und Gut Liebenberg.
20. Februar 2016 - 14:00 Uhr in Liebenberg
Schwarzwild zwischen Wildschadensbekämpfung und Afrikanischer Schweinepest - Die Bewährungsprobe für Brandenburgs Jäger?
Vortrag von Dr. Oliver Keuling am 20. Febraur 2016
Bericht im SWR
Die SWR-Mediathek mit einem Bericht über den ökologisch jagenden Hatzfeld´schen Forstbetrieb
mehr
direkt zur SWR-Mediathek (externer Link)
Oktober 2015
Jagd mit Wölfen! Was kommt da auf uns zu? (pdf)
Der Vortrag von Ulrich Wotschikowsky als pdf zum Download
14. September 2014
8. Mai 2014